Kurzgeschichte | Amber - Palast aus Lügen

Hat die etwa schon wieder eine neue Geschichte angefangen? - Ja, verdammt!
Das macht einfach zu viel Spaß, als dass ich nur eine einzige Geschichte schreiben könnte. Außerdem probiere ich gerade echt gerne verschiedene Dinge aus :)
Aber gleich werde ich zusammen mit Debbie (Lunatic Booklover) einen Schreibmarathon starten. Dabei werde ich an meinem Romanprojekt Stadt der Raben weiter arbeiten.
Aber hier erstmal ein paar Einblicke in eine meiner Kurzgeschichten-Spinnereien!

Amber - Palast aus Lügen ist an ein Märchen angelehnt. Ahnt ihr, welches das ist?
Ich bin mir übrigens noch nicht sicher, welche Ausmaße die Geschichte annehmen soll. Es könnten drei A4 Seiten werden oder doch ein halber Roman. Vielleicht ja auch ein ganzer? Who knows! Ich überrasche mich gerne selbst.
Aber hier kommt der Anfang!



Amber – Palast aus Lügen.

Amber. Das war der Name, den sie der Prinzessin gegeben hatten, die nun so kränklich war, dass sie alle fürchteten, sie würde nie erwachsen werden.
Versteckt vor ihrem Volk wuchs das kleine Mädchen heran, doch sie blieb so zart wie der Flügel eines Schmetterlings und noch vor ihrem sechzehnten Geburtstag viel sie in einen tiefen Schlaf, von dem nur ihre Bediensteten und die Eltern wussten.
Zwei Jahre lang wurde ihr Geheimnis gehütet, bis es doch nach Außen drang.
Die Menschen begannen, düstere Geschichten zu erfinden.
„Das Mädchen ist ein Wechselbalg!“, schimpften die einen.
„Sie wurde bei ihrer Geburt verflucht, ein Prinz muss sie wachküssen, um den Fluch zu brechen!“, meinten die anderen.
Und so rankten sich immer mehr Geschichten um die Prinzessin und das Schloss ihrer Eltern, als wären sie Rosenranken.

*

„Aurora?“, hörte ich die schrille Stimme meiner Mutter rufen, die in der Küche war und das Essen vorbereitete.
Ich legte die Schuhe beiseite, die ich gerade gesäubert hatte, und lief zu ihr.
Die Küche war der schönste Raum in unserem kleinen Haus. Der Geruch nach leckerem Essen, die Wärme des Ofens und das Echo vergangener Mahlzeiten hingen stets in ihr und sorgten für ein heimeliges Gefühl in mir, wann immer ich den Raum betrat. Als ich herein kam, war davon nur noch wenig zu spüren, denn graue Schleier hingen in der Luft und ich wurde von dem verbrannten Geruch eines Brotes empfangen, das meine Mutter mit einem betrübten Blick bedachte.
„Lauf schnell zum Bäcker und hol ein frisches Brot, ja? Ich möchte nicht, dass dein Vater merkt, dass ich…“
Bevor sie den Satz beenden konnte, legte ich ihr meine Hand auf den Arm und versprach ihr, das Brot zu holen, während sie die Küche in Ordnung brachte.

Auf dem Weg zum Bäcker begegnete ich kaum einer Menschenseele, was mir ein mulmiges Gefühl im Magen bescherte. Normalerweise wimmelte es um diese Zeit auf den Straßen nur so vor Menschen, die geschäftig umherliefen. Doch heute traf ich weder auf spielende Kinder, noch auf Frauen, die mit einem Korb unter dem Arm auf dem Weg zum Dorfplatz waren, um dort ihre Einkäufe zu erledigen. Nur der Zeitungsjunge war noch da und hielt mir sogleich das graue Papier unter die Nase, als ich an ihm vorbeiging.
„Wo sind all die Menschen?“, fragte ich ihn und warf einen Blick auf die Schlagzeilen. Der Bursche zuckte nur mit den Schultern und meinte, dass es vielleicht mit den neuesten Nachrichten aus der Zeitung zu tun haben könnte. Neugierig, wie ich war, drückte ich ihm eine Münze in die Hand und ging dann mit einer Zeitung bewaffnet weiter. Ich versuchte, im Gehen aus den Schlagzeilen schlau zu werden, gab jedoch schnell wieder auf, da meine Schritte zu unsicher wurden und ich nicht mit den frisch gebürsteten Schuhen in den Dreck treten oder womöglich jemanden umrennen wollte.
Bald geriet das golden leuchtende Schaufenster der Bäckerei in mein Blickfeld und ich trat durch die Tür, durch deren Öffnen ich ein kleines Glöckchen zum Klingeln brachte. Kurz darauf erschien Maguerie, die Frau des Bäckers, hinter dem Tresen mit den goldenen Brötchen.
„Aurora!“, rief sie freudig. „Was kann ich dir Gutes tun?“
„Meine Mutter schickt mich, ich soll ein Brot kaufen.“, erklärte ich ihr. „Ihres ist angebrannt und mein Vater soll nicht merken, wie ungeschickt sie ist. Du kennst sie ja.“
Maguerie lächelte wissend und drückte mir einen wunderbar duftenden und noch warmen Brotlaib in die Hand. Ich gab ihr zwei Münzen dafür, von denen mir sie die eine mit einem Augenzwinkern zurückgab.
„Und jetzt beeil dich, deine Mutter wartet bestimmt schon auf dich.“
An der Tür hielt ich jedoch inne und drehte mich nochmals zu ihr um.
„Maguerie?“, fragte ich zögerlich. „Wo sind all die Leute? Ich bin niemandem auf dem Weg hierher begegnet. Ist etwas passiert?“
Die Angesprochene begann zu kichern. „Ihr bekommt aber auch nie etwas mit!“, gluckste sie. „Ihr wohnt einfach zu weit am Rand des Dorfes, dorthin verirren sich die Neuigkeiten wohl nicht.“
Die Klinke schon in der Hand, wartete ich ihren Lachanfall ab.
Als sie sich wieder beruhigt hatte, fuhr sie fort.
„Unser Dornröschen bekommt in den nächsten Tagen Besuch! Die Leute sind alle damit beschäftigt, ihre Häuser zu putzen, damit alles schön ist, wenn die Prinzen in ihren Kutschen durch die Straßen fahren!“
„Die Prinzessin wird heiraten?“, fragte ich ungläubig. „Aber es hat sie doch noch nie einer zu Gesicht bekommen, in ihrem hohen Turm! Sagt man nicht, sie schliefe dort seit Jahren?“
„Ich weiß es natürlich nicht, schließlich sind das alles nur Gerüchte, aber wenn es stimmt, dann wollen die Prinzen gewiss versuchen, das Dornröschen wach zu küssen! Ist das nicht aufregend? All die Prinzen sind unterwegs, um unsere Prinzessin von ihrem Fluch zu erlösen!“

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